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Planet der Affen - Darwin umgekehrt

Planet of the Apes, 1968,70,71,72,73 © 20th Century Fox

von Gottlieb Florschütz

1.) Landung auf dem Planet der Affen

(USA 1967; Regie: Franklin J. Schaffner; Darsteller: Charlton Heston, Roddy McDowall, Kim Hunter)

Der Astronaut Taylor wird mit zwei Kameraden durch einen Zeitsprung in die Zukunft versetzt, in der Affen die Herrschaft über die Erde übernommen haben. Taylor glaubt zuerst, auf einem fernen Planeten gelandet zu sein, während der Zuschauer längst ahnt, dass es sich um die Erde in einer fernen Zukunft handelt. Schaffner arbeitet geschickt mit der Suspense-Technik Hitchcocks, um die Spannung in seinem Endzeit-Drama zu erhöhen. Erst am Schluss des Films begreift Taylor sein Schicksal. Aber bereits im Anfangs-Monolog finden sich Andeutungen auf eine Zeitreise: Taylor stellt fest, dass seit dem Start seines Raumschiffs fast keine Zeit vergangen ist, er nimmt an, dass alle seine irdischen Kollegen längst vermodert sein müssen. Er wird sich der Unendlichkeit von Raum und Zeit bewusst und bekommt beklemmende Gefühle angesichts der mit der Unendlichkeit verbundenen Einsamkeit. Er glaubt, in eine bessere Zeit eingetreten zu sein, in der die Menschheit des 20. Jahrhunderts überwunden sein müsste, der er ``keine Träne nachweint.''

Unter den Affen, die die Herrschaft über die Erde übernommen haben, herrscht eine strenge Hierarchie: Die Paviane stellen den Ältesten-Rat, die Schimpansen arbeiten als Wissenschaftler, die Orang-Utans und Gorillas bilden das einfache Volk. Die Affen gehen einem seltsamen Vergnügen nach: Sie jagen eine degenerierte Menschenrasse, die im Aussehen und Habitus an primitive Natur-Völker erinnert. Der Anblick dieser zurückgebliebenen Menschenrasse ist für den Zuschauer der erste Hinweis darauf, dass auf dem Planet der Affen etwas Unheimliches geschehen ist: Die Evolution hat sich offenbar umgekehrt, jetzt herrschen Affen über degenerierte Menschen und jagen sie wie wilde Tiere. Die Menschheit hat sich offenbar zu einem primitiven Urvolk im Status von Neandertalern zurückentwickelt, während weiterentwickelte Affen zur Sprache gefunden und die Herrschaft über die Erde übernommen haben. Doch dies wird Taylor erst am Schluss des Films klar werden.

Taylor und seine Kameraden werden von zwei Schimpansen- Wissenschaftlern untersucht, Dr. Cornelius und Dr. Zira. Zunächst werden die Astronauten wie niedere Tiere behandelt, in Käfige eingesperrt und wissenschaftlichen Tests unterworfen. Erst als sich bei diesen Untersuchungen herausstellt, dass Taylor genauso intelligent und der Sprache mächtig ist wie die Schimpansen, akzeptieren Cornelius und Zira ihn als gleichwertiges Gegenüber, während er jedoch von den Pavianen im Ältesten-Rat als bedrohliches Element angesehen wird, das getötet werden muss, bevor es Schaden anrichten kann. Ein Astronauten-Kamerad von Taylor kommt bei den Auseinandersetzungen mit den Affen ums Leben, dem anderen Kameraden wird vom Pavian-Älteste das Sprachzentrum im Gehirn entfernt. Diese Hirn-Operation soll zeigen, wie weit überlegen die Affen inzwischen den Menschen geworden sind; sie beherrschen medizinische Techniken, an die die Menschheit selbst in ihrer kulturellen Blütezeit nicht heran gereicht hatte. Der hirn-amputierte Astronaut funktioniert rein physiologisch noch, kann aber nicht mehr sprechen und nicht mehr auf Fragen antworten. Er findet seinen Ort zwischen den Neandertaler-Menschen, die von den Affen gejagt und gefangengenommen werden. Was die Affen weiter mit dieser degenerierten Menschenspezies anstellen, bleibt unklar. Zu vermuten ist, dass sie für medizinische Experimente benutzt werden, so wie wir es heute mit den Tieren machen. Taylor droht dasselbe Schicksal wie seinem Astronauten-Kollegen, dem das Gehirn amputiert wurde, es sei denn, er kann die Schimpansen Zira und Cornelius von seinen friedlichen Absichten überzeugen

Während Taylor im Affen-Käfig gefangengehalten wird, wird sowohl er persönlich als auch die Gattung ``Homo sapiens'' die er vertritt, vom Pavian-Ältesten diffamiert: ``Ein Mensch, der durch Mimikri versucht, sich wie ein Affe zu benehmen'' oder: ``Menschen sind zu nichts nutze. Sie fressen unsere Wälder auf. Je eher sie ausgerottet werden, desto besser.''

Planet of the Apes, 1968,70,71,72,73 © 20th Century Fox

Während der Pavian-Älteste vermeidet, mit Taylor in direkte Kommunikation einzutreten, nehmen die Schimpansen Zira und Cornelius ihn zunehmend als gleichwertiges Gegenüber ernst. Sie treten mit Taylor in einen wissenschaftlichen Diskurs über die Evolution ein, der voller philosophischer Anspielungen zur Evolutionstheorie ist. Die Wissenschaftler Zira und Cornelius versprechen sich von der Untersuchung Taylors Auskünfte über ihre eigene evolutionäre Herkunft. Wir erfahren aus diesem Dialog auch einiges über das Menschenbild der Affen, z.B., dass Menschen früher von Affen als Haustiere gehalten wurden, dass dies dann aber verboten wurde, als sich herausstellte, dass Menschen sich nicht zähmen lassen. Zira entwickelt jedoch den Ehrgeiz zu beweisen,`` dass Menschen gezähmt werden können'' und nimmt sich darum Taylors Abrichtung an. Taylor scheint den Schimpansen eher als die primitiven Menschenhorden dazu geeignet zu sein, etwas über die eigene Abstammung zu erfahren, da er intelligenter und geschmeidiger im Benehmen ist als seine primitiven Artgenossen, die auf den Status von Neandertalern zurückgefallen sind.

Zira und Cornelius machen sich gemeinsam mit Taylor auf die Suche nach ihren evolutionären Ursprüngen. Sie gehen mit Taylor in die ``verbotene Zone'' in der sein Raumschiff gelandet ist. In einer Höhle entdecken sie Spuren von Artefakten, die auf die frühere Existenz von höher entwickelten Lebewesen hindeuten. Sie entdecken dort eine sprechende Puppe, die auf die Existenz einer frühen technischen Zivilisation hindeutet. Die Schimpansen kommen dadurch zu der Hypothese, dass in grauer Vorzeit einmal eine höher entwickelte Kultur auf ihrem Planeten existiert haben müsse, dass diese hochentwickelte menschliche Kultur dann aber ausgestorben sein muss. Die Hypothese, dass die Affen ihre Kultur von früheren Menschen übernommen haben könnten, stellt die Evolutionstheorie Darwins auf den Kopf, nach der ja wir Menschen von affenähnlichen Vorfahren abstammen, die inzwischen ausgestorben sind.

Der Pavian-Älteste weist Taylor auf eine alte Schriftrolle hin, aus der hervorgeht, dass die Menschheit, von der die Affen abstammen, früher einmal eine brutale Spezies gewesen sein muss, die aus niedrigen Motiven ihre eigenen Artgenossen bestialisch gemordet habe. Der Pavian Dr.Zaius scheint schon vor der Entdeckung der sprechenden Puppe die Wahrheit über die Geschichte der Menschen gewusst zu haben; er warnt Taylor davor, die Wahrheit zu suchen, da sie ihm nicht gefallen könnte. Doch die letzte Frage bleibt die nach dem Bindeglied in der Evolution: Wie war es möglich, dass der primitive Affe die technologisch hochentwickelte Menschenrasse letztlich übertrumpft hat?

Degeneration der Menschheit - lautet die Antwort, die uns der Anblick der verfallenen Freiheitsstatue gibt, die zum Schluss wie ein Fanal ins Bild kommt. Als Taylor diese Zusammenhänge begreift, verzweifelt er und verflucht seine eigene Gattung: ``Ihr Wahnsinnigen! Ihr habt die Erde in die Luft gesprengt. Ich verfluche Euch alle!''

Dass die Menschen sich in einem atomaren Krieg selbst ausgelöscht haben, ist jedoch nur eine Vermutung Taylors. Genaueres über den Degenerationsprozess, der von der hochentwickelten Menschen-Kultur zu den primitiven Neandertalern geführt hat, die jetzt von den Affen gejagt werden, erfährt man nicht. Taylor selbst ist eine tragische Figur. Am Anfang des Films sagt er zu seinen Kameraden im Raumschiff, er sei Astronaut geworden, um von den Menschen wegzukommen, weil er seine eigene Gattung verachte; eine Selbst-Stereotypisierung, die er gegenüber Zira und Cornelius später wiederholt. Taylor hat sich also auf die Reise in den Kosmos begeben, um nicht mehr zur Gattung ``Homo sapiens'' gehören zu müssen, aber je weiter er sich von seiner eigenen Spezies entfernt, desto mehr wird er selbst wieder auf seine eigenen Ursprünge zurückgeworfen. Nach einem langen Flug durchs All landet er mit seinen Kameraden auf dem Planet der Affen, der auch nicht seine Heimat werden kann, weil er kein Affe ist, sondern Mensch. Im Schicksal Taylors spiegelt sich symbolisch das Schicksal der Menschheit als Gattung: Die Menschen versuchen, sich von ihren natürlichen Ursprüngen zu entfernen in Richtung einer technischen Zivilisation, die sie von der Natur unabhängig machen soll. Nach einer gewissen Zeit degenerieren sie jedoch und entwickeln sich zurück auf den Status von Neandertalern. Dasselbe Schicksal droht nun auch den Affen: Sie sind von den Bäumen im Urwald herunter geklettert, haben zur Sprache gefunden und ein ausdifferenziertes Gesellschaftssystem entwickelt. Nun aber droht ihre eigene Vergangenheit in Gestalt von drei Menschen, die auf ihrem Planeten gelandet sind, die hochentwickelten Affen einzuholen. Schon die wilden Jagdszenen auf die primitive Menschenrasse in der verbotenen Zone deutet eine solche Regression der Affen an. Die herablassende Art, in der die Pavian-Ältesten mit Taylor und seinen Kameraden umgehen, ist ein weiteres Indiz dafür, dass die Affen ebensowenig wie die Menschen ehedem gelernt haben, tolerant und human mit Angehörigen anderer Tiergattungen umzugehen. Der Kuss zwischen Zira und Taylor kurz vor Ende des Films deutet symbolisch die Möglichkeit einer Versöhnung zwischen den Gattungen der Homos sapiens und der Affen an; dieser inter-biologische Kuss ist ein sanftes, hoffnungsvolles Zeichen der Harmonie und einer friedlichen Koexistenz zwischen unterschiedlichen Tiergattungen und Spezies.

``Planet der Affen'' stellt die Frage nach dem Humanum, nach dem spezifischen Erbe der Menschheit, nach ihrem Vermächtnis. Als ein Vermächtnis kommt am Schluss das Symbol der Freiheitsstatue ins Bild; dieses Symbol repräsentiert ein Höchstmaß an kultureller Entwicklung, in dem Werte wie Freiheit und Brüderlichkeit eine friedliebende Zivilisation regieren. Die Verfallenheit der Freiheitsstatue zeigt jedoch die Gefahr der Erosion dieser hohen humanen Werte an. Und das Szenario auf dem ``Planet der Affen'' zeigt anschaulich, wie die Entwicklung weitergehen könnte: Die Menschheit obliegt schließlich der latenten Gefahr einer Degeneration. Ihre kulturellen humanistischen Werte, für die symbolisch die Freiheitsstatue steht, zerfallen ebenso wie sie ihr technologisches Know-How, für das symbolisch die sprechende Puppe steht, vergessen, so dass eine andere Tiergattung - in diesem Fall die Affen - von der Evolution die Chance bekommt, zur herrschenden Spezies aufzusteigen. Doch auch die Affen sind vor der Gefahr einer Regression nicht gefeit, solange sie noch menschliches Erbgut in sich tragen. Die Abgrenzungsversuche des Pavian-Ältesten von Taylor und die Vorsicht der Schimpansen Zira und Cornelius, die gebildete Affen sind, gegenüber dem primitiven Menschen Taylor erscheinen wie verzweifelte Versuche der Affen, sich von ihrem eigenen biologischen Erbe zu distanzieren, das der Astronaut Taylor repräsentiert. Im Kulturkampf zwischen Menschen und Affen haben die Affen zwar zunächst gesiegt: sie haben eine weitgehend friedliche Kultur aufgebaut, eine differenziertes Gesellschaftssystem mit klaren Hierarchien, und sie scheinen aus den Fehlern der ausgestorbenen Menschheit gelernt zu haben, z.B. Interessenkonflikte auf friedliche Weise auszutragen. 

Sie können diesen vorläufigen Sieg jedoch nur solange aufrechterhalten, wie es ihnen gelingt, sich von ihrem menschlichen Erbe zu distanzieren. In jenem Moment, in dem sie dem Raubtier-Instinkt der frühen Menschenrasse verfallen, unterliegen sie ihrem eigenen Erbe. Dass auch die Affen eines Tages vermutlich ihre Kultur durch irrationale Bestrebungen selbst zerstören werden, wird in ``Planet der Affen'' am Ende nur angedeutet; ausgeführt wird diese Mutmaßung dann im Sequel ``Rückkehr zum Planet der Affen.''

Das Jahr 1967, in dem dieser Science Fiction-Film gedreht wurde, leitete die beginnenden Studenten-Unruhen und die Demonstrationen gegen den Vietnam-Krieg ein. Die revoltierenden Studenten forderten eine andere, friedlichere Gesellschaft nach dem Motto: ``Make love not war!''Politische Parallelen zwischen den pazifistischen Forderungen der revoltierenden Studenten zum Pazifismus der Affen auf der zukünftigen Erde sind unverkennbar.

2.) Das erste Sequel: Rückkehr zum Planet der Affen

(USA 1969; Regie: Ted Post; Darsteller: Charlton Heston, James Franciscus, Kim Hunter)

In diesem philosophisch unergiebigen Sequel bemüht sich der Astronaut Tayler vergeblich, Mutanten daran zu hindern, die Erde durch die Zündung einer Atomrakete zu vernichten. Das Sequel, das zwei Jahre nach dem Original ``Planet der Affen'' produziert wurde, wie die Affenhorden sich unter dem Einfluss kriegstreiberischer Mutanten in feindliche Lager zersplittern, und die zerstrittenen Affenhorden versuchen, in den Besitz einer von Mutanten konstruierten Atomrakete zu kommen. Taylor versucht unter Einsatz seines Lebens, die Zündung der Atomrakete zu verhindern und kommt dabei ums Leben. Am Ende explodiert der Planet der Affen in einem nuklearen Super-Gau. Philosophisch gibt dieses Sequel nicht allzuviel her; einzig die Charakterisierung der Mutanten ist ästhetisch und philosophisch interessant: Es handelt sich bei den kriegstreiberischen Mutanten um menschenähnliche Wesen, deren Gesichter durch radioaktive Strahlung entstellt worden sind. Dasselbe Schicksal, was sie selber erlitten haben, wollen diese Mutanten nun auch den Affen zuteil werden lassen, indem sie durch telepathische Suggestionen die an sich friedliebenden Affenhorden gegeneinander aufbringen.

Die Atomrakete, die von den Mutanten als Geheimnis gehütet wird, erscheint wie ein Vermächtnis der militanten Menschenrasse, die längst ausgestorben ist oder sich selbst in einem nuklearen Krieg vernichtet hat. Dem Zuschauer werden die Reste des zerstörten New York gezeigt, ein weiteres Fanal, das den schockierenden Anblick der verfallenen Freiheitsstatue im Original-Film noch überbietet.

Dass diese Atomrakete am Ende des Films trotz Taylors gegenteiliger Bemühungen doch noch gezündet wird, erscheint wie ein später Sieg der ausgestorbenen militanten Menschenrasse über die friedliebende Affen-Kultur.

Das Zünden der Atomrakete wider besseres Wissen aufgrund der schmerzlichen Vorerfahrungen, die bereits die Menschheit mit solchen Waffen gemacht hat, deutet eine Irrationalität an, die von den Menschen nun auch auf ihre evolutionären Nachfolger, die Affen, übergreift. Dass sich die Affen als beeinflussbar erweisen, deutet ebenfalls eine Tendenz ins Irrationale an, der die Affen letztlich unterliegen. Die Polarität zwischen Hochkultur und Degeneration lässt die also am Gegenpol der Begriffe ``Vernunft'' und ``Irrationales'' festmachen. Solange sich die Affen vernünftig verhalten, können sie ihre friedliebende Kultur erhalten; sobald sie aber irrationalen Leidenschaften verfallen, ist ihre Hochkultur zur Degeneration in Anarchie und Krieg verurteilt.

In ``Rückkehr zum Planet der Affen'' wird das letztere Schicksal der Affen durch die Explosion der Atomrakete im Schluss des Films endgültig besiegelt.

Im Jahr 1969 erreichen die Studenten-Unruhen und die Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg den Höhepunkt. Die revoltierenden Studenten sahen sich einer imperialistischen und reaktionären Politik und der Behäbigkeit breiter bürgerlicher Kreise gegenüber. Die Furcht vor einem atomare Schlagabtausch zwischen den USA und der damaligen UDSSR war im Jahr 1969 so groß, dass man sich psychologisch in einem Wahnsystem gefangen fühlte, was viele der revoltierenden Studenten in den Drogenrausch bei psychedelischer Musik trieb. In den 70er Jahren wurde aus dem politischen Aufbegehren der revoltierenden Studenten drogensüchtige Junkies, die nur noch eines im Sinne hatten: Eskapismus, raus aus dieser unerträglichen reaktionären Realität, die nur in einer politischen oder militärischen Katastrophe enden konnte. In Woodstock wurde bei Freiluft-Konzerten ``Love and peace'' gelebt, während das Pentagon den nächsten Schlag gegen den kommunistischen Vietkong plante. Der Einsatz atomarer Waffen lag nach dem wiederholten Einsatz von Napalm in Vietnam in der Luft; man konnte die radioaktive Verstrahlung beinahe riechen.

In ``Rückkehr zum Planet der Affen'' treiben strahlenverseuchte Mutanten die primitiven Gorillas in den Krieg gegen die friedliebenden Schimpansen. Den friedliebenden Studenten in Woodstock musste es so vorkommen, als ob sie von wahnsinnigen Mutanten regiert würden, die nichts anderes im Sinn hatten, als endlich die Atombombe auf die Kommunisten in Vietnam zu werfen, die sie bereits 1945 in Hiroshima und Nagasaki mit Erfolg ausprobiert hatten. Der Rückzug der letzten amerikanischen Marines aus Vietnam im Jahr 1975 war das Ende des amerikanischen Imperialismus in Vietnam, aber noch keineswegs das Ende des amerikanischen Strebens nach Weltherrschaft.

3.) Das zweite Sequel: "Flucht vom Planet der Affen"

(USA 1971; Regie: Don Taylor; Darsteller: Roddy McDowall, Kim Hunter, Ricardo Montalban)

Drei intelligente Affen, Dr. Zira, Cornelius und ein weiterer Wissenschaftler-Kollege, kommen durch einen Zeitsprung rückwärts auf die Erde des Jahres 1973. Sie landen mit demselben Raumschiff, mit dem einst der Astronaut Taylor zum Planeten der Affen geflogen war. Im Grunde hat sich das Schicksal der Menschheit schon erfüllt, die Erde ist bereits vernichtet. Zira und Cornelius gehen nur noch einmal in der Zeit zurück, um die Anfänge dieser Entwicklung zu beobachten und die weitere Entwicklung der Menschheit nachzuvollziehen. Die intelligenten Schimpansen Dr. Zira und Cornelius kommen aus der Zukunft der Menschheit. Die Menschen reagieren irritiert und ratlos und suchen nach Erklärungen für die Intelligenz dieser beiden Affen.

Zwei Psychologen werden auf das Affen-Paar angesetzt, der gute Dr. Dixon, der sich gut mit den Affen versteht, und der böse Dr. Hasslein, der sich selbst nicht versteht.  Die Schimpansen werden verschiedenen Tests unterzogen, unter anderem auch dem sog. ``Bananentest'' mit dem die Psychologen den Grad der Intelligenz der Affen messen wollen: Schaffen es die Affen, die Möbel so aufeinander zu türmen, dass sie die Banane erreichen? Doch Zira verweigert die Banane und besteht sämtliche Intelligenztests mit glänzenden Ergebnissen. Der einfühlsame Psychologe Dr. Dixon begibt sich in den Käfig, in dem das Schimpansen-Paar eingesperrt ist, und diskutiert mit den klugen Affen. Es stellt sich heraus, dass Zira und Cornelius anscheinend mehr wissen als die Menschen, und dass sie die zukünftige Entwicklung der Menschheit bereits kennen. Zira beschreibt die Zukunft folgendermaßen: ``Dort, wo wir herkommen, lieben die Affen die Menschen nicht. Wir jagen die Menschen als Sport, untersuchen und sezieren sie für wissenschaftliche Zwecke.''

Planet of the Apes, 1968,70,71,72,73 © 20th Century Fox

Dr. Dixon entgegnet: ``Ihr macht also mit den Menschen dasselbe, was wir heute mit Tieren machen?''

In diesem Statement des verständnisvollen Psychologen klingt Selbstkritik an der eigenen Spezies Homos sapiens mit. Wir sollen unser gestörtes Verhältnis zu Tieren überdenken.

Die Psychologen gewähren Zira und Cornelius Ausgang. Sie werden mit Freizeitprogrammen wie Disneyland und Zoobesuchen überschüttet. Cornelius schaut sich einen Boxkampf an. Sein lapidarer Kommentar: ``Bestialisch!''

Zira hält eine Rede vor einer Frauen-Liga, in welcher sie die Frauen dazu auffordert, sich von ihren Männern zu emanzipieren und endlich von ihrem Verstand Gebrauch zu machen. Zira und Cornelius kommen aus einer friedliebenden, pazifistischen Affen-Zivilisation, die gelernt hat, Interessen-Konflikte durch Intelligenz und Diskussion zu lösen anstatt durch Gewalt. Diese fortschrittlichen Konflikt-Lösungs-Strategien wollen die beiden klugen Schimpansen den Menschen weitergeben, indem sie ihnen von der Zukunft erzählen.

In der Vernehmung vor der Untersuchungskommission eröffnet Zira eine pessimistische Perspektive für die Zukunft der Menschheit und der Erde:

``Wir haben durch das Fenster des Raumschiffs die Zerstörung der Erde gesehen.''

Der Raumflug war also keine räumliche Reise durch das All, sondern eine Zeitreise in die Zukunft, in eine düstere Zukunft, wie Zira kundgibt. Die Perspektive, dass die Menschen in ferner Zukunft von intelligenteren Lebewesen beherrscht werden könnten, von klugen Affen, gefällt den Menschen nicht, da sie sich selbst für die klügsten von allen Tieren halten. Sie beraten, was sie mit dem Affen-Paar machen sollen, ob sie sie sicherheitshalber töten sollen, oder ob eine Sterilisierung genügt, um die Erfüllung der Prophezeiung zu verhindern?

Eine Untersuchungskommission wird einberufen, um die Gefährlichkeit dieser klugen Schimpansen sachlich einzuschätzen, und der Präsident der Vereinigten Staaten schaltet sich ein. Der Psychologe Dr. Hasslein erörtert dem Präsidenten gegenüber die Möglichkeit, dass Zira und Cornelius tatsächlich aus der Zukunft kommen könnten, anhand der unendlichen Regression: Ein Maler malt eine Landschaft; dieser Maler wird wiederum von einem anderen Maler gemalt usw., bis der Betrachter mit dem Betrachteten identisch wird. Zira und Cornelius sind also zugleich die Betrachter und die Betrachteten; sie kommen aus der Zukunft in die Gegenwart. Wenn jemand in die Zukunft sieht, schaut er sich selbst gewissermaßen von hinten über den eigenen Rücken, wie das Beispiel mit der unendlichen Regression des gemalten Bildes zeigen soll. Die Erklärung der Präkognition durch unendliche Regression ist zweifellos eine interessante Erklärung für das ``zweite Gesicht'' das Hellsehen in die Zukunft.

Dr. Hasslein nimmt die Prophezeiung der Schimpansen ernst, während der Präsident eine gelassene Haltung einnimmt:

``Was diese Schimpansen behaupten, könnte eine Möglichkeit der zukünftigen Entwicklung der Menschheit sein, aber es ist noch längst keine bewiesene Tatsache. Warten wir's ab.''

Es entspinnt sich ein Diskurs zwischen dem Präsidenten und Dr. Hasslein über die Frage, ob es ethisch zu rechtfertigen ist, schon den kleinen Hitler umzubringen, noch bevor man wusste, wie er sich im 3. Reich entwickeln würde, ob man also das Affen-Paar sicherheitshalber schon jetzt umbringen soll, noch ehe bewiesen ist, dass ihre Prophezeiung sich bewahrheitet?

Hasslein weist darauf hin, dass jetzt Handlungsbedarf besteht, und dass es zu spät für weitere Eingriffe sein könnte, wenn man den Dingen ihren Lauf lässt:

``Wir glauben immer, wir hätten noch soviel Zeit, den Atomkrieg oder die Umwelt-Katastrophe zu verhindern; aber wir haben keine Zeit mehr.''

Mit dieser Aussage hat Hasslein die Wahrheit über die Menschheit ausgesprochen, doch er erkennt nicht, dass die Gefahr nicht von den Affen ausgeht, sondern von den Menschen selbst, die falsch und irrational handeln.

Der Präsident lehnt Hassleins radikalen Vorschlag ab, die in der Öffentlichkeit inzwischen beliebten Schimpansen umzubringen.

Hasslein will es genauer wissen. Er setzt Zira unter Drogen und entlockt ihr detailliertere Daten: Die Zerstörung der Erde wird nach Ziras Angaben im Jahr 3950 oder 3955 stattfinden, und zwar durch eine Waffe, die von den Menschen konstruiert wird, vermutlich eine Atombombe. Nicht die Schimpansen werden diese Atombombe zünden, sondern die Gorillas und die Orang-Utans. Diese Prophezeiung hat sich am Ende des Films ``Rückkehr zum Planet der Affen'' bereits erfüllt. Zira sieht aus dem Fenster des Raumschiffs ``...weißes Licht, das Schmelzen der Erdkruste und Tornados durch das Weltall fegen.''

Hasslein will wissen, wie es zum Aufstieg der Affen kommen konnte.

Cornelius erörtert den Aufstieg der Affen: Als der Mensch keine Haustiere mehr hatte, nahm er sich Schimpansen als Haustiere. Die Schimpansen wurde durch ihren ständigen Umgang mit Menschen immer klüger, bis sie schließlich zum Selbstbewusstsein fanden. Durch die Nähe zum Menschen lernten die Schimpansen sprechen und vor allem ``Nein-Sagen''. Das ``Nein-Sagen'' steht für die Fähigkeit, sich von sozial zugesprochenen Rollenzuweisungen zu distanzieren und sich sozialen Erwartungen zu verweigern. So entwickelte sich die Intelligenz und der freie Wille dieser verhaustierten Schimpansen immer weiter, bis sie klüger wurden als die Menschen, die sie sich als Haustiere hielten. Diese Schilderung wirft einen ironischen Blick auf das gestörte Verhältnis des Menschen zu seinen Haustieren, die er vermenschlicht, verhätschelt und verniedlicht. Das Verhältnis des Menschen zu den Tieren schwankt zwischen ``verhätscheln'' und ``verdauen''. Die Haustiere vermenschlichen wir, die Nutztiere halten wie in industrieller Massentierhaltung, schlachten sie zu Tausenden und essen sie auf. Ein normales Verhältnis zu den Tieren, das zwischen Verdauung und Verhätschelung liegt, scheint nicht denkbar zu sein.

Am Tag des großen Aufstands ergriffen die Affen schließlich in einem blutigen Aufstand die Herrschaft über die Menschen (dieser blutige Aufstand wird im nächsten Sequel ``Eroberung vom Planet der Affen'' anschaulich vorgeführt). Dieser Tag des großen Aufstands ist aber nur der logisch konsequente Abschluss einer kontinuierlichen Entwicklung der Emanzipation der Affen gegenüber ihren ehemaligen Herren und Gebietern, den Menschen.

Es wird beschlossen, Zira sicherheitshalber zu sterilisieren, bevor sie ihr erwartetes Baby zur Welt bringen kann, um die prophezeite Entwicklung zu unterbinden. Aber dieser Eingriffsversuch kommt zu spät; Zira liegt bereits in den Wehen. Ein erster Versuch, die Erfüllung des Schicksals zu vermeiden, ist damit bereits fehlgeschlagen.

Als die Schimpansen bei ihrer Flucht aus dem Affenkäfig einen Wächter erschlagen, sieht sich Dr. Hasslein berechtigt, die beiden klugen Affen ermorden zu lassen. Entgegen den Anweisungen des Präsidenten, die Affen am Leben zu lassen, erschießt Dr. Hasslein die Schimpansen-Mutter Zira. Daraufhin erschießt Cornelius den bösen Psychologen Hasslein. Cornelius selbst wird wiederum von der Polizei erschossen, so dass beide klugen Affen am Ende tot sind. Doch die Prophezeiung nimmt dennoch ihren Lauf. Zira hat bereits vorher Ihren Sohn Milo gegen ein anderes Affen-Baby im Zirkus ausgetauscht. Das Affen-Baby, das Zira sterbend ins Wasser wirft, ist nicht identisch mit Milo, der sich bereits in Amandos Zirkus in Sicherheit befindet. Der schicksalsgläubige Amando wird so zum Erfüllungsgehilfen der Vorsehung. Amando erklärt sich bereit, das Affen-Baby in seinem Zirkus zu verstecken, um der Vorsehung zur Erfüllung zu verhelfen. Als Zira und Cornelius noch am Leben sind, sagt er zu ihnen:

``Ich mag Leute nicht, die versuchen, die Vorsehung zu verhindern. Wenn es der Menschheit bestimmt sein sollte, eines Tages von höheren Lebewesen beherrscht zu werden, dann mögen diese so klug sein wie Ihr beide''. Mit dieser Hommage Amandos an die klugen Schimpansen wird zugleich eine Selbstkritik der Menschheit angedeutet, die erkennen muss, dass sie entgegen ihrer anthropozentrischen Ansicht eben nicht die klügste Tierart auf Erden ist, was für selbstüberzeugte gebildete Menschen wie den Psychologen Dr. Hasslein eine kränkende Einsicht sein mag. Der schicksalsgläubige Zigeuner Amando ist der einzige Mensch in diesem Film, der noch Respekt vor dem Schicksal empfindet, während der neunmalkluge Psychologe Dr. Hasslein dessen Erfüllung zu verhindern versucht,  obwohl er doch um das Prinzip der unendlichen Regression weiß. Seine Vermeidungsstrategie des Schicksals erweist als vergeblich, wie sich am Ende herausstellt; die Vorsehung erweist sich als stärker als jedes menschliche Kalkül. Hasslein gelingt es zwar, die beiden klugen Affen umzubringen, aber das Affen-Baby Milo überlebt - im Affenkäfig des Zirkus bei seinen primitiven Artgenossen versteckt - und wird später der Prophezeiung zur Erfüllung verhelfen.

Planet of the Apes, 1968,70,71,72,73 © 20th Century Fox

Amando legt dem Affen-Baby Milo ein Medaillon mit dem Abbild von Franz von Assisi in die Wiege, ein gläubiger Mönch im späten Mittelalter, der angeblich mit den Tieren sprach und diese als Mit-Geschöpfe betrachtete. Dieses Symbol ist eines von den vielen versteckten Zeichen in ``Planet der Affen'' die für eine humanistische Botschaft stehen: Wir sollen unser Verhältnis zur Natur und zu den Tieren überdenken und zugunsten der Tiere verändern. Wir sollen uns in unserem wahnwitzigen Anthropozentrismus nicht für die klügsten Tiere von allen halten. Dieser Hochmut wird eines Tages zu Fall kommen.  Wir sind jedoch nicht von irgendeiner äußeren schicksalhaften Macht zum Untergang verurteilt, sondern wir selbst werden diesen Untergang verursachen. Die Bedrohung kommt nicht von außen, sondern von innen. Nicht von den Affen geht die Gefahr aus, wie Dr. Hasslein befürchtet, sondern von unserer eigenen Natur als Homo sapiens. Der Psychologe Hasslein, der dem einfühlsamen Psychiater Dr. Dixon gegenübergestellt wird, macht eine schlechte Figur: Zwar scheint er intelligent genug zu sein, um sogar den Mechanismus der Präkognition mithilfe des Prinzips der unendlichen Regression zu erklären, aber doch nicht intelligent genug, um zu erkennen, wo die Grenzen menschlicher Macht liegen. Er erkennt zwar die Vorsehung und die Präkognition an, indem er die düsteren Prophezeiungen Ziras ernst nimmt, aber er weigert sich, die Unabänderlichkeit der Vorsehung zu akzeptieren. Gerade indem er versucht, die Erfüllung von Ziras Prophezeiung zu verhindern, wird er zu ihrem Erfüllungsgehilfen; denn er mordet, um mächtiger zu werden als das Schicksal. Aber gerade indem er mordet, bekennt er sich zu jener brutalen, bösartigen Natur des menschlichen Wesens, die letztlich zur Erfüllung von Ziras Prophezeiung führen wird. Indem der Mensch zum Mörder an seinen Artgenossen und an Angehörigen anderer Tier-Spezies wird, führt er letztlich seinen eigenen Untergang und die Zerstörung der Erde herbei.

Am Ende des Films steht ein Mord; der Mord an dem klugen Schimpansen-Paar. Dieser Mord, den der verständnislose Psychologie Dr. Hasslein begeht, ist eine von den unzähligen Wiederholungen des Brudermordes des biblischen Kain an Abel; nur dass diesmal nicht ein Artgenosse ermordet wird, sondern zwei Angehörige einer verwandten Spezies. Im Wesen des Menschen scheint es zu liegen, seine Artgenossen und die Angehörigen anderer Spezies umzubringen, wie Cornelius gegenüber Hasslein anmahnt.

Die Affen halten den Menschen nur einen Spiegel vor, doch dem neunmalklugen Psychologen Hasslein ist diese Konfrontation mit seinem Spiegelbild sichtlich unangenehm. Er meidet den Blick auf sich selbst, und verschiebt die Schuld auf die Schimpansen. Indem er die Affen umbringt, projiziert er seine eigenen Sünden auf die nächsten Verwandten. Dr. Hasslein bedient sich sämtlicher Freudianischer Verdrängungsmechanismen, ohne sich dessen bewusst zu werden.

Der weitere Verlauf der Ereignisse ist anhand des Schlussbildes schon ablesbar: Das prophezeite Schicksal wird sich in Gestalt des kleinen Affen-Babys Milo erfüllen, das schon im ersten Lebensjahr das Wort ``Mama'' aussprechen kann. Und nichts und niemand kann die Erfüllung der Vorsehung aufhalten, auch nicht Hassleins Ermordung des klugen Schimpansen-Paares, denn Zira und Cornelius haben die Zukunft ja bereits erlebt. Die paradoxe Wahrheit der Präkognition ist ja gerade, dass ihr Eintreffen eben deshalb nicht verhindert werden kann, weil das im Zweiten Gesicht geschaute bereits geschehen ist. Dass ein logischer Widerspruch darin liegt, dass Zira und Cornelius am Schluss ermordet werden, obwohl sie doch 2000 Jahre später das Ende der Erde miterleben, übergeht das Drehbuch geflissentlich.

Der Film wirft die brisante Frage auf, ob man die Zukunft ändern kann, indem man in die Vergangenheit zurückgeht und dort Änderungen des geschichtlichen Verlaufs der Ereignisse vornimmt? Oder ob die Zukunft schon unabänderlich feststeht, ja, ob sie im Grunde auf einer höheren Ebene schon geschehen ist? Dies ist eine philosophische Frage, die man sich angesichts des parapsychologischen Phänomens der Präkognition immer wieder gestellt hat. Der Film gibt eine klare Antwort: Wenn eine Prophezeiung präzise genug ist, lässt sich ihr Eintreffen durch keine Eingriffe mehr ändern. Die Zukunft steht fest, ja sie ist sogar bereits geschehen. Und kein Mensch und keine Macht vermag die Erfüllung einer präzisen Prophezeiung zu verhindern. Der Psychologe Dr. Hasslein scheitert mit seinen dillettantischen Verhinderungsversuchen, sowohl mit dem Sterilisierungsversuch Ziras, der zu spät kommt, als auch mit dem Versuch, durch die Ermordung des Affen-Paares die prophezeite Entwicklung zu unterbinden. Hasslein hat nicht mit dem schicksalsgläubigen Zirkusdirektor Amando gerechnet, der als Erfüllungsgehilfe des Schicksals bereitsteht und vom Schicksal benutzt wird, um die Prophezeiung zu realisieren. Und so ist es immer: Es kommt so, wie es kommen muss, weil das Schicksal es so will. Das Schicksal der Zerstörung der Erde und der Selbstvernichtung der Menschheit, so werden wir hier gemahnt, ergibt sich aus dem natürlichen Charakter des Homo sapiens: Ein brutaler, bösartiger, mörderischer Charakter, jederzeit bereit, seinen eigenen Artgenossen oder Angehörige anderer Spezies umzubringen, wenn es ihm nützt. Und eben dieser natürliche Charakter des Menschen wird sein Schicksal sein: Die totale Selbstvernichtung und die totale Zerstörung des Planeten Erde, wie Zira dies bereits bei ihrem Raumflug, der eine Zeitreise war, im Fenster des Raumschiffs miterlebt hat.

Mit ``Flucht auf den Planet der Affen'' ist das Korpus der Affen-Trilogie im Grunde abgeschlossen. Es ist alle Wesentliche über Affen und Menschen und über ihren Kampf um die Eroberung des Planeten gesagt. Um diesen Kampf um die Herrschaft der Erde anschaulich vorzuführen, wurden noch zwei weitere Sequels gedreht, ``Eroberung vom Planet der Affen'' (USA 1972) und ``Schlacht um den Planeten der Affen'' (USA 1972).

4.) Das dritte Sequel: "Eroberung vom Planet der Affen"

(USA 1972; Regie: J. Lee Thompson)

In der ``Eroberung vom Planet der Affen'' der dritten Fortsetzung des Originals ``Planet der Affen'' wird anschaulich vor Augen geführt, wie sich die Prophezeiung von Dr.Zira in ``Flucht vom Planeten der Affen'' Stück für Stück erfüllt. Ihr kluges Schimpansen-Baby Milo, das bereits im ersten Lebensjahr ``Mama'' sagen konnte, wird erwachsen und revoltiert gemeinsam mit einem farbigen Freund gegen einen reaktionären Gouverneur. Milo und sein schwarzer menschlicher Freund legen damit den Grundstein für eine spätere Affen-Zivilisation auf der Erde. Am Tag des großen Aufstands überwältigen die revoltierenden Affen in einem blutigen Gefecht die Polizei-Truppen des reaktionären Gouverneurs und übernehmen die anschließend Herrschaft über die Menschheit.

Planet of the Apes, 1968,70,71,72,73 © 20th Century Fox

Politische Parallelen zwischen diesem brutalen Film-Ereignis und blutigen Unruhen zwischen Schwarzen und Weißen 1965 in amerikanischen Ort Watts sind vom Drehbuch-Autor Paul Dehn durchaus beabsichtigt. Was man 1972 politisch nicht so deutlich sagen durfte, ohne unter die Zensur ``politisch nicht korrekt'' zu fallen, das sagt der Regisseur von ``Eroberung vom Planet der Affen'' versteckt in seinem Science Fiction-Film. Der Film wurde wegen der brutalen Gewalt-Szenen von der amerikanischen Zensur zunächst nicht freigegeben, angeblich wegen zu brutaler Gewalt-Szenen, vermutlich aber auch wegen der zu augenfälligen Parallelen zu den Schwarzen-Unruhen in Watts. Besonders der farbige Freund Milos (Hary Rhodes), der den Aufstand der Affen gegen das weiße Militär duldet, erinnerte den Zuschauer überdeutlich an den schwarzen Helden von Watts. Ein solcher provokativer Film galt damals als politisch nicht korrekt und unruhestiftend. Die politischen Unruhen zwischen Schwarzen und Weißen gingen auch nach der Ermordung des schwarzen Bürgerrechtlers Martin Luther King im Jahr 1968 weiter. Als King seinen Traum von einer friedlichen Koexistenz zwischen Schwarz und Weiß öffentlich träumte, durften die Kinder der Farbigen noch nicht mal in dieselben Schulen gehen wie die Weißen. Im Science Fiction-Film obsiegen am Tag des großen Aufstands die klugen Affen unter der Anführung des klugen Affen Milo, Ziras Sohn, über die Menschen; in der politischen Wirklichkeit bekamen die Schwarzen 1972 gerade erst die normalen Bürgerrechte.1

Wenn man das zweite Sequel ``Flucht vom Planet der Affen'' gesehen und begriffen hat, kann man sich im Grunde die ``Eroberung vom Planet der Affen'' sparen. Wie im einzelnen Ziras Prophezeiung zur Erfüllung kommen mag, ob durch einen blutigen Aufstand der erwachten Schimpansen oder durch die Verhaustierung der lernfähigen Affen, ist im Grunde unwichtig und beliebig. Entscheidend sind nicht die Wege bis zur Erfüllung des prophezeiten Schicksals, sondern einzig dessen schicksalhafte Erfüllung. Welche Wege sich die Vorsehung sucht, um sich zu realisieren, ist zweitrangig. Dass sie aber zu Realität gerinnen wird, ohne dass irgend jemand dies verhindern kann, war bereits in der Schluss-Szene der ``Flucht auf den Planet der Affen'' klar, als der schicksalsgläubige Zirkusdirektor Amando den kleinen Affen Milo in seinem Affenkäfig vor den Häschern verbarg, um der Vorsehung entgegen aller Verhinderungsversuche von Dr. Hasslein zum Durchbruch zu verhelfen.

5.) Das vierte Sequel: Die Schlacht um den Planet der Affen

(USA 1973; Regie: J. Lee Thompson)

Dieses letzte Sequel des Originals ``Planet der Affen'' aus dem Jahr 1973 zeigt, wie intelligente Affen und Menschen in einem irrsinnigen Krieg die Zivilisation aus den Angeln gehoben haben. In brutalen Szenen wird anschaulich die Spirale der Gewalt gezeigt, die niemand mehr aufhalten kann. In einem bürgerkriegsähnlichen Szenario gehen sich die Überlebenden in einer verwüsteten Stadt immer noch brutal an den Kragen.

Der Film zeigt in brutalen, blutigen Szenen den Kampf der klugen Affen gegen eine militante Menschheit, der schließlich mit dem endgültigen Sieg der intelligenten Affen endet. Das letzte Sequel der Science Fiction-Serie thematisiert die Frage, wer letztlich über den Planeten Erde herrschen wird: Menschen oder kluge Affen? Die Antwort wurde bereits 1967 im ersten Film ``Planet der Affen'' gegeben: Der Planet Erde wird eines Tages nicht mehr den degenerierten Menschen, sondern intelligenten Affen gehören. So affirmiert ``Die Schlacht um den Planet der Affen'' 1973 nur nochmals die düstere Botschaft des Originals. Diese Botschaft ist angesichts der vier Vorgänger weder neu noch originell; der letzte Film der Science Fiction-Serie affirmiert nur noch einmal die unheimliche Prophezeiung Ziras aus ``Flucht auf den Planet der Affen'' vor der den Menschen im Jahr 1973 Angst und Bange wurde.

6.) Planet der Affen - Das Drama der Evolution

I.) Philosophische Implikationen

In ``Planet der Affen'' werden vor allem folgende philosophischen Probleme thematisiert:

  1. Die Umkehrung der Evolution.
  2. Das gestörte Verhältnis des Menschen zu Tieren, insbesondere zu seinen nächsten Verwandten, den Affen.
  3. Die Unabänderlichkeit des Schicksals.
Zu 1.): Die Darwinsche Evolutionstheorie wird in ``Planet der Affen'' (USA 1967, Regie: Franklin Schaffner) umgekehrt. Nicht die Menschen erscheinen in diesem Science-Fiction-Film als die intelligenten und am höchsten entwickelten Tiere, sondern die Affen, insbesondere die hoch-intelligenten Schimpansen, die sogar wissenschaftliche Forschungen und medizinische Experimente wie Hirntransplantationen durchführen, wie Dr. Zira und Cornelius. Die Schimpansen, die gemeinsam mit den Pavianen in ferner Zukunft die Herrschaft über die Erde übernommen haben, leben pazifistisch und vernünftig in Koexistenz mit anderen Affen-Arten wie Gorillas und Orang-Utans. Durch diese Umkehrung der Evolutionstheorie gerät der Homo sapiens als biologische Spezies auf der Evolutionsleiter ins Hintertreffen. Er hat seine Chance, Herr über die Erde zu sein, verspielt. Über die Gründe seines Scheiterns geben Zira und Cornelius immer wieder Auskunft: Der Mensch ist ein brutales Raubtier, das sich nicht zähmen lässt, und der seine eigenen Artgenossen aus niederen Motiven mordet. Er liebt es, seine Artgenossen zu quälen und empfindet Vergnügen dabei, Angehörige anderer Spezies auf bestialische Weise umzubringen. Dieses düstere Menschenbild der Schimpansen, das Zira und Cornelius dem Astronauten Taylor entgegenhalten, wirft ein negatives Bild auf die menschliche Kultur und Zivilisation. Es scheint fast so, als ob der Mensch als ein primitives Geschöpf durch einen biologischen Zufall die Herrschaft über die Erde übernommen hat. Der Homo sapiens scheint allein mithilfe seiner Vernunft und seiner Werkzeug-Technik andere Tierarten vorübergehend besiegt zu haben. Der Mensch jagd, züchtet, unterdrückt andere Tierarten, die er unter sich stellt, um sie ausbeuten und töten zu können.

Der Homo faber hat sich mittels seiner Intelligenz komplizierte Waffen erdacht, die in der Lage sind, den gesamten Planeten zu zerstören. Aufgrund dieses bösartigen Charakters des Homo sapiens musste der Mensch durch eine andere Art abgelöst werden, die höher entwickelt ist als der Homo sapiens. Diese höher entwickelte Art sind die Affen, genau gesagt, intelligente Schimpansen wie Zira (Kim Hunter) und Cornelius (Roddy McDowall). Als Taylor (Charlton Heston) 2000 Jahre in der Zukunft auf dem Planet der Affen landet, sind die letzten Menschen längst zu primitiven Neandertalern degeneriert, die von intelligenten Gorillas gejagt werden. Der Planet wird von friedliebenden Pavianen im Ältesten-Rat und intelligenten Schimpansen als Wissenschaftler regiert. Taylor ist durch seinen Flug auf den Planet der Affen zwar seinen menschlichen Artgenossen entgangen, die er verachtete, doch es ergeht ihm wie Robinson Crusoe, als die Menschenfresser auf seiner Insel landen: Die Affen sind inzwischen ebenso grausam und entartet wie ehedem der Homo sapiens. Sie jagen degenerierte Exemplare des Homo sapiens, fangen sie ein und halten sie in Käfigen wie der Mensch ehedem die anderen Tiere und missbrauchen sie für wissenschaftliche Zwecke. Taylors Hoffnung richtet sich auf intelligente Affen wie Dr. Zira und Cornelius, die ihn nach einigen Untersuchungen als gleichwertiges Gegenüber behandeln. Taylor gefällt es zunehmend auf dem Planet der Affen. Er freundet sich mit der intelligenten Wissenschaftlerin Dr. Zira an und küsst sie am Ende des ersten Films als Zeichen der Freundschaft und Zuneigung.

Die Affen haben es in ferner Zukunft geschafft, sich dem herrschaftlichen Zugriff des Menschen zu entziehen und ihn auf der Evolutionsleiter sogar zu übertrumpfen. Die einzelnen Stufen der evolutionären Entwicklung der Affen  sind die Sprachfähigkeit, der intelligente Gebrauch von Werkzeugen, die Fähigkeit, Nein zu sagen, sich Rollenerwartungen zu verweigern. Mit dieser Fähigkeit, sich erwarteten Verhaltensmuster zu entziehen, haben die Affen den Status von reflektierendem Bewusstsein erreicht. Und ihre Entwicklung scheint weitergegangen zu sein als die des Homos sapiens, der auf einer relativ primitiven Stufe der Evolution hängengeblieben ist.

Symbole für die Degeneration der menschlichen Zivilisation sind die verfallene Freiheitsstatue am Ende des ersten Films und die verfallene Stadt New York in der Mitte des zweiten Films. Symbole für den Aufstieg der Affen sind ihre Sprachfähigkeit sowie ihre Fähigkeit, fortschrittliche medizinische Techniken zu einschließlich der Hirntransplantation zu beherrschen. Doch sind die Affen leider nicht ganz frei von ihrem biologischen Erbe; sie sind ebenso anfällig für Kriegstreiberei und Gewalttätigkeit untereinander wie es ehedem der Mensch war, die die Mental-Suggestionen der Mutanten im Sequel ``Rückkehr zum Planet der Affen'' USA 1969, Regie: Ted Post) zeigen. Da die Affen sich in Brutalität und Militanz entgegen ihrem Vorhaben, pazifistisch zusammenzuleben nicht wirklich vom Menschen unterscheiden, scheinen auch sie zur Übernahme der Herrschaft über den Planeten nicht wirklich qualifiziert zu sein. Durch die brutale Behandlungsweise der Neandertaler-Menschen, die sie zum Vergnügen jagen und zu wissenschaftlichen Zwecken sezieren, und durch die blutigen Kämpfe unter verschiedenen Affen-Arten in ``Rückkehr auf den Planet der Affen'' disqualifizieren sich die Affen ebenso wie ehedem die Menschen als zukünftige Herren der Erde. Beide Tier-Gattungen, Affen wie Menschen, sind einander zu ähnlich, in den Abgründen ihrer Seelen zu nah miteinander verwandt, um wirklich einen friedliebenden und vernünftigen Sproß aus sich zu gebären, der in friedlicher Koexistenz mit allen Geschöpfen nach dem Vorbild eines Franz von Assisi leben könnte. In den Affen spiegeln sich die Menschen und umgekehrt. Der Kuss zwischen Taylor und der Schimpansin Zira am Ende des Films ``Planet der Affen'' ist nicht nur ein Zeichen für Versöhnung, sondern zugleich auch ein Zeichen für die Verwandtschaft von Menschen und Affen. Sie sind kompatibel zueinander; ja sie wären sogar miteinander zeugungsfähig, wie dieser sanfte Kuss andeutet. Als vernünftige Herren einer zukünftigen Erde aber scheiden beide Arten wegen ihres gemeinsamen biologischen Erbes aus, das bedingt, dass sie andere Tierarten peinigen und die eigenen Artgenossen töten.

Egal, wie man die Evolution herumdreht, ob die Menschen oder die Affen an der Spitze stehen, es führt doch immer wieder zu demselben fatalen Ergebnis: Am Ende von ``Rückkehr zum Planet der Affen'' zünden die Affen unter dem suggestiven Einfluss bösartiger Mutanten die Atomrakete, die ihnen die Menschen als Vermächtnis hinterließen. Wenn es die Affen nicht getan hätten, so ahnt man, dann hätten es wohl die Menschen getan, wenn sie noch dazu in der Lage gewesen wären. So erweist sich der Versuch, die Evolution nach dem Menschen in Richtung Affen fortzusetzen, wiederum als Sackgasse, als ein neuer error in der Evolutionslinie. Das Versagen der intelligenten Schimpansen wirft eine Replik zurück auf ihre Vorfahren, die Menschen, die bereits einige Hundert Jahre vor ihnen versagt haben und degeneriert oder ausgestorben sind. Beide evolutionären Zweige, der Zweig des Homo sapiens und der Zweig der Menschen-Affen, führen die Evolution nicht wirklich weiter. Beide Zweige sind fehlgeschlagene Versuche einer blinden Evolution, so sagt uns das Ende des Sequels ``Rückkehr zum Planet der Affen'' im Schluß-Bild von der Zerstörung der Erde. Aufgrund des gemeinsamen Versagens entsteht so etwas wie eine Solidarität zwischen Affen und Menschen, was sich im Kuss zwischen Dr.Zira und dem Astronauten Taylor symbolisch ausdrückt. Beide haben Schuld auf sich geladen, doch sie konnten nicht anders, weil ihr naturgegebener Charakter es ihnen so befohlen hat. Ob zuletzt die Menschen oder die Affen die Atombombe zünden, ist im Grunde egal; diese beiden missratenen Zweige der Evolution sind beliebig austauschbar. Das End-Ergebnis der Evolution ist immer dasselbe: Die vollständige Zerstörung des Planeten und die Auslöschung nicht nur der eigenen Spezies, sondern aller auf ihm lebenden Geschöpfe.

Der Degeneration des Homo sapiens wird nicht etwa ein zukunftsfähiges, vernünftigeres Wesen entgegengesetzt, sondern eben nur kluge Affen, die die Fehler, die Menschen schon hundertfach gemacht haben, nur imitieren und wiederholen. So vermögen auch die intelligenten Schimpansen das Programm der evolutionären Höherentwicklung letztlich nicht zu erfüllen; die klugen Schimpansen - die Hoffnungsträger nach der Degeneration der Homo sapiens - erweisen sich als ebenso unfähig wie ehedem die Menschen, die drohende Katastrophe abzuwenden, die in Form einer explodierenden Atomrakete symbolisiert wird. Gerade in der zunehmenden Intelligenz der Geschöpfe, im Erwachen zum Selbstbewusstsein scheint der Sündenfall zu liegen. Solange die Affen noch nicht zu Selbstbewusstsein erwacht waren, solange sie noch als Haustiere des Menschen lebten, gab es keine Probleme. Erst durch die Höherentwicklung ihrer kognitiven Fähigkeiten bekommen sie Freiheitsgrade, die sie dazu befähigen, ihre einen Artgenossen zu befehden und sich in Unter-Gruppen verschiedener Affenhorden aufzuspalten. Am Ende von ``Rückkehr auf den Planet der Affen'' bekriegen sich Gorillas mit Orang-Utans, Paviane mit Schimpansen. Die Einheit und der Pazifismus unter den Affen, über den der Astronaut Taylor im Film ``Planet der Affen'' noch respektvoll staunte, ist hier längst vergessen. Die Affen-Arten wiederholen in ``Rückkehr auf den Planet der Affen'' nur die Spaltung des Menschengeschlechts in unterschiedliche Stämme, Rassen und Nationen, der schließlich zum Krieg zwischen den Menschen geführt hatte. Sie scheinen nichts aus dem düsteren Schicksal ihrer Vorgänger, des Homos sapiens, gelernt zu haben.

Zu 2.):

Das perverse Verhältnis des Homo sapiens zu seinen Artgenossen schwankt zwischen verhätscheln und verdauen, zwischen Vermenschlichung von Haustieren auf der einen Seite und Massentierzucht zum Zweck des Verzehrs auf der anderen Seite, wie Horst Stern erörtert:

``Die Extreme Daktari und Batterie, Vermenschlichung und Verdauung beschreiben präzis die Hauptinhalte des heutigen Umgangs mit Tieren.'' 2
Ein normales, gleichwertiges Verhältnis des Menschen zwischen Mensch und  Tier scheint schlicht unmöglich. So wie vorher die Menschen über die Affen und andere Tiere geherrscht haben, so benutzen auf dem ``Planet der Affen''jetzt umgekehrt die fortgeschrittenen Schimpansen degenerierte Neandertaler-Menschen für medizinische Experimente oder jagen sie als Sport. Die friedliche Koexistenz von Wolf und Lamm wird für immer eine paradiesische Wunsch-Vorstellung bleiben, so belehrt uns dieser Science-Fiction-Film. Der Mensch versündigt sich an seinen Mit-Geschöpfen, und der Affe macht es ihm nach, wie bereits zu Anfang von ``Planet der Affen'' sichtbar wird,  wenn gezeigt wird, wie bewaffnete Schimpansen Jagd auf degenerierte Neandertaler-Horden machen. Erst nach langen Untersuchungen nähern sich zwei besonders intelligente Schimpansen, Dr.Zira und ihr Gefährte Cornelius, Taylor etwas an und akzeptieren ihn als gleichwertiges Gegenüber. Umgekehrt brauchen die Psychiater, die Dr.Zira und Cornelius in zweiten Sequel ``Flucht auf den Planet der Affen'' (USA 1971, Regie: Don Taylor) untersuchen, sehr lange, um wahrzunehmen, dass die Schimpansen sprechen können und ihnen gleichwertig sind. Der Kuss am Schluss von ``Planet der Affen'' deutet die vage Möglichkeit eines freundschaftlichen Umgangs zwischen verschiedenen Arten an, die jedoch bloße Utopie bleiben wird. Franz von Assisi wird auch im zweiten Sequel ``Flucht zum Planet der Affen'' als Vorbild erwähnt, von dem die Menschen sich allerdings in ihrem gestörten Verhältnis gegenüber ihren Mit-Geschöpfen weit entfernt haben.

Zu 3.):

Dass das Schicksal der Selbstzerstörung unabänderlich feststeht, zeigt das zweite Sequel ``Flucht vom Planet der Affen'' in dem neunmalkluge Psychologen wie Dr. Hasslein und Dr. Dixon sich bemühen, die Erfüllung der Vorsehung mit allen nur möglichen Tricks einschließlich der Ermordung Ziras und Cornelius' zu verhindern, doch, wie sich zeigt - vergeblich. Allein der schicksalgläubige Zirkus-Direktor Amando hat die angemessene Haltung, indem er gelassen das vorgesehene Schicksal akzeptiert und damit zum Erfüllungsgehilfen der Vorsehung wird. Dass Vorbestimmung und Präkognition in den Affen-Filmen ernst genommen werden, zeigen die Theorien von der unendlichen Regression, die Dr. Hasslein über das Hellsehen in die Zukunft entwirft. Und dass auch durch allerausgeklügeltste Machenschaften wie Zwangs-Sterilisation und Ermordung der Affen die Erfüllung des prophezeiten Schicksals nicht zu verhindern ist, wird uns in ``Flucht vom Planet der Affen'' anschaulich vorgeführt. Ziras kluger Sohn Milo überlebt Hassleins Attentat auf die Schimpansen-Eltern, im Tierkäfig Amandos versteckt, der sich auf die Seite der Affen und damit auf die Seite des Schicksals stellt. Doch die schicksalhafte Vorbestimmung ist nicht durch eine äußere, transzendente Macht gegeben, sondern durch den naturgegebenen Charakter des Menschen selbst, durch seinen angeborenen Hang zum Bösen. Er kann nicht anders, als böse zu handeln, grausame Waffen zu konstruieren, die den Gegner und ihn selbst eines Tages auslöschen werden. Dass solche Waffen, sind sie ersteinmal vorhanden, irgendwann auch eingesetzt werden, zeigt das Ende von ``Rückkehr auf den Planet der Affen.''

Unser Charakter wird unser Schicksal sein, so lautet die Botschaft der Affen-Filme, und der Charakter der Affen, der dem unsrigen ähnelt, wird auch ihr Schicksal besiegeln.

Wie dieses von Zira prophezeite Schicksal der Menschheit und der Erde sich erfüllt, das zeigt das dritte Sequel ``Eroberung vom Planet der Affen'' (USA 1972, Regie: Lee Thompson). Politische Parallelen zwischen diesem brutalen Film-Ereignis am ``Tag des großen Aufstands'' an dem die Affen die Truppen des reaktionären Gouverneurs in einer blutigen Schlacht besiegen, und militanten Auseinandersetzungen zwischen Schwarzen und Weißen 1965 in amerikanischen Ort Watts waren vom Drehbuch-Autor Paul Dehn durchaus beabsichtigt. Was man 1972 politisch nicht so deutlich sagen durfte, ohne unter die Zensur ``politisch nicht korrekt'' zu fallen, das sagt der Regisseur von ``Eroberung vom Planet der Affen'' versteckt in seinem Science Fiction-Film. Der Film wurde wegen der brutalen Gewalt-Szenen von der amerikanischen Zensur zunächst nicht freigegeben, angeblich wegen zu brutaler Gewalt-Szenen, vermutlich aber auch wegen der zu augenfälligen Parallelen zu den Schwarzen-Unruhen in Watts. Besonders der farbige Freund Milos (Hary Rhodes), der gemeinsam mit dem klugen Schimpansen den Aufstand der Affen gegen das weiße Militär anführt, erinnerte den Zuschauer überdeutlich an den schwarzen Helden von Watts. Ein solcher provokativer Film galt damals als politisch nicht korrekt und unruhestiftend.

II.) Dramaturgie und Ästhetik

Bemerkenswert sind die Masken, die Affen in verschiedenen Arten darstellen. Auch die Symbole, die Drehbuch-Autor Dehn wählt, um Degeneration einer Kultur oder Aufstieg einer Tier-Art darzustellen, sind treffend gewählt. Einfache Zeichen genügen, um Untergang oder Aufstieg einer Tier-Art zu symbolisieren: Die verfallene Freiheitsstatue am Ende von ``Planet der Affen'' symbolisiert die Degeneration und Auslöschung einer einstigen Hochkultur. Die Freiheitsstatue stand symbolisch für Freiheit, Solidarität und Glück. Der Anblick der verfallenen Freiheitsstatue, dem der Zuschauer in der Schluss-Sequenz von ``Planet der Affen'' ausgesetzt wird, deutet die Degeneration der Menschheit an. Der Planet gehört schon lange nicht mehr den Menschen, sondern klugen Affen, die inzwischen zur Sprache und Selbstbewusstsein gefunden haben. Der Anblick der verfallenen Stadt New York im Sequel ``Rückkehr zum Planet der Affen'' ist nur eine nochmalige Affirmation der verfallenen Freiheitsstatue. Das verfallene New York verstärkt den Eindruck einer degenerierten Menschheit. Die Atombombe, die als einziges Vermächtnis der menschlichen Kultur übriggeblieben ist, symbolisiert Kriegsbereitschaft und die Unfähigkeit zum Frieden. Dieses Symbol deutet an, auf welche Weise die Menschheit ausgestorben sein könnte: Durch totale Selbstvernichtung.

Planet of the Apes, 1968,70,71,72,73 © 20th Century Fox

Das Symbol der sprechenden Puppe auf der anderen Seite deutet eine ehemalige Hochkultur an, die technologisch auf einem Höchststand gewesen sein muss. Wer sogar Puppen zum Sprechen bringen kann, der muss eine hochentwickelte Spezies sein. Die Technik der Hirntransplantation, die die Paviane beherrschen, zeugt ebenfalls von einer hochkultivierten Entwicklung in einer medizintechnisch weiterentwickelten Kultur. Doch dass der älteste Pavian einem Astronauten das Hirn amputiert hat, um ihn unschädlich zu machen, zeigt, wie nah die Entwicklung der Affen an der Degeneration dran ist, und wie wenig es bedarf, um in die Herrschaftsansprüche der ausgestorbenen Menschenkultur zurückzufallen. Technologische Entwicklung auf der einen Seite, die symbolisch für den evolutionären Aufstieg einer Kultur steht, kultureller und moralischer Verfall auf der anderen Seite, vor dem auch die klugen Affen nicht gefeit sind, bilden die Pole in der Struktur von Paul Dehns Drehbuch.

Dramaturgisch kreist Dehns Drehbuch in einem Zirkel zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: In ``Planet der Affen'' macht der Astronaut Taylor einen Sprung um 2000 Jahre in die Zukunft der Erde, in ``Rückkehr zum Planet der Affen'' wird das Ende der Affenherrschaft und die Zerstörung der Erde durch die Explosion einer Atomrakete beschrieben, dann geht die Story in ``Flucht vom Planet der Affen'' um 2000 Jahre zurück in die Gegenwart der Drehzeit, wo Zira und Cornelius mit demselben Raumschiff landen, mit dem der Astronaut Taylor einst auf den Planeten der Affen flog. Das Drehbuch beschreibt so denselben circulus vitiosus wie die Evolution: Vom Affen zum Menschen - vom Menschen zum Affen - und wieder zurück zum Menschen. Indem die Affen sich in ``Rückkehr zum Planet der Affen'' in Horden und Rassen zersplittern und bekriegen, wiederholt sich dasselbe Schicksal, das ihren Vorfahren, den Menschen, bereits in grauer Vorzeit widerfahren ist: Degeneration und Verfall ihrer Kultur. Dehns zirkulöses Drehbuch beschreibt dieselbe Kreisbahn wie die Geschichte der biologischen Evolution. Die ewige Wiederholung des Gleichen, für die Nietzsche den ständigen Wechsel von Dionysischem und Appollinischem hielt, findet sich in Dehns zirkulöser Dramaturgie wieder. Und - wie sich bald zeigt - ist dieser Zirkel ein vitiöser, ein böser Zirkel.

Die katastrophale Zukunft der klugen Affen ist identisch mit der degenerierten Vergangenheit der Menschen. Zukunft und Vergangenheit beschreiben in Dehns Drehbuch eine Kreisbahn, die sich beschleunigt wiederholt. Dasselbe Schicksal, was die Menschen erwartet hätte, droht 2000 Jahre später auch den klugen Affen: Die Selbstzerstörung durch zuviel Intelligenz und zu weite Entfernung von der Natur. Doch ein Zurück zum Ursprung scheint  nicht möglich zu sein.

Ist Selbstbewusstsein ersteinmal etabliert, gibt es kein Zurück mehr in den Schoß der Mutter Natur. Wir sind allein. Und auch die Affen sind allein. Nur im Kuss zwischen Affen und Menschen könnte es vielleicht gelingen, etwas übereinander zu erfahren und so die drohende Katastrophe zu vermeiden. Doch Franz von Assisi, der mit den Tieren sprechen konnte, lebt schon lange nicht mehr, wie Amando bedauernd feststellt, als der den kleinen Affen Milo in seinem Zirkus versteckt und damit dem Schicksal zur Erfüllung verhilft.

Und auch die klugen Schimpansen, die zur Sprache gefunden haben, vermögen es nicht, mit ihrem Schöpfer zu sprechen, um in Erfahrung zu bringen, welchen Sinn das ganze Unternehmen der Evolution haben könnte? Sie können nur feststellen, dass dieses große Experiment offenbar fehlgeschlagen ist, eine Erkenntnis, die den Psychologen Hasslein und Dixon bereits im Jahr 1973 in ``Flucht vom Planet der Affen'' dämmert, die sie aber nicht wahrhaben wollen.

In der Zirkularität des Drehbuchs spiegelt sich spiegelt sich die Aporie der Evolution. In dieselbe Aporie, in die die Evolution hineindriftete, als sie aus affenähnlichen Vorfahren intelligente, selbstbewusste Menschen schuf, geraten auch die Affen, indem sie unter dem suggestiven Einfluß kriegstreiberischer Mutanten die von Menschen zurückgelassene Atomrakete zünden. Es scheint keinen Ausweg aus diesem circulus vitiosus zu geben; auch das Ausweichen auf eine andere Tier-Art als Träger des Fortschritts vermag am Ende kein anderes Ergebnis zu erbringen als das vom Schicksal vorgesehene: Die vollständige Vernichtung der Erde und ihrer Geschöpfe. Die Evolution als ganzes wird annihiliert, nicht nur einzelne Tier-Gattungen oder Spezies. Die Aporien und Selbstwidersprüche, in die die Evolution hineingerät, indem sie immer neuer Geschöpfe erschafft und diese sich weiterentwickeln, wirft ein düsteres Bild auf den Schöpfer dieser fehlgeleiteten Evolution. Die Fehlentwicklung der Menschen wie der klugen Affen wirft die Frage auf, ob der Fehler bereits im Ursprung liegt, oder erst während der weiteren Entwicklung Fehlern auftrat. Wenn man sich für die letztere Antwort entscheidet, muss man sich jedoch fragen, warum diese Fehler während der weiteren Entwicklung auftraten und ob diese Fehler vermeidbar waren. Die Schicksalhaftigkeit des zukünftigen Geschehens wird in ``Flucht vom Planet der Affen'' am der Figur des Zirkus-Direktors Amando festmachen. Amando weiß im Gegensatz zum neunmalklugen Psychologen Hasslein, dass der Versuch, sich der Vorsehung nicht in den Weg zu stellen, sinnlos ist, weil alles bereits geschehen ist, was prophezeit ist.

Die Unvollkommenheit der evolutionären Geschöpfe wirft ein schlechtes Licht auf den Schöpfer, der für diese fehlerhaften Geschöpfe - Menschen, Affen usw. - verantwortlich ist. Doch dieser Schöpfer zeigt sich nie und nirgendwo. Menschen und Affen bleiben im Blick aufeinander angewiesen, sie wissen jedoch keine Antwort zu geben auf die letzte Frage nach dem Sinn des ganzen evolutiven Unternehmens. So hinterlässt die zirkulöse Dramaturgie einen Nachklang der Verzweiflung im Zuschauer, der sich ein anderes Ende für die Affen wünscht als das, was er für die Menschheit schon immer erahnt. Dieser andere, erhoffte Ausgang aber wird nicht gewährt. Dehn eröffnet mit seiner zirkulösen, aporetischen Dramaturgie ein surreales Spiel in Sinne Samuel Becketts ``Warten auf Godot'' in dem die Menschen und ihre nächsten Verwandten, die Affen, die Hauptrollen spielen. Beide scheinen auf eine dritte Spezies zu warten, die die Erlösung bringen könnte. Doch diese dritte Spezies taucht nie auf, ebensowenig wie der Schöpfer. Menschen und Affen bleiben aufeinander fixiert und werden aneinander schuldig. Doch da es keine andere Wahl für sie zu geben scheint, als sich an den jeweils anderen Geschöpfen zu versündigen, sind sie sozusagen unschuldig schuldig. Von den übrigen Geschöpfen erfahrt man nicht viel, nur dass auch noch andere Tiere auf dem ``Planet der Affen'' beheimatet sind, die aber keine bedeutende Rolle in diesem Evolutions-Drama spielen. Die Evolution treibt in diesem düsteren Science-Fiction-Film mit den Menschen und ihren verzerrten Spiegelbildern, den Affen, ihr absurdes Spiel, ohne dass Menschen oder Affen irgendetwas dagegen unternehmen könnten. Das vorgesehene Schicksal nimmt seinen vorbestimmten Lauf, und Menschen und Affen sind trotz ihrer überragenden Intelligenz nur Spielbälle eines Schicksals, das weit über ihnen gewebt wird, irgendwo da draußen, im Kosmos, in den der Astronaut Taylor am Anfang von ``Planet der Affen'' hinausfliegt, um seinen Artgenossen zu entgehen, die er verachtet. Doch auf dem ``Planet der Affen'' auf dem er durch einen Zeitsprung in die Zukunft landet, trifft er sie wieder, verkleidet in Affen-Masken.

So wie die Erde um die Sonne kreist und der Mond um die Erde, in eben denselben Kreisen vollzieht sich unaufhaltsam das böse Spiel der Evolution. Durch die Herrschaft der Affen kommt im Grunde nichts Neues hinzu; obwohl die Schimpansen klüger sein mögen als ehedem die Menschen, führen sie paradoxerweise genau das zu Ende, was bereits in den Menschen angelegt war: Sie zünden die Atombombe, das Symbol für totale Zerstörung, ohne zu wissen, was sie tun.

Ein Ausweg aus den Aporien der Evolution bestünde vielleicht darin, gar nicht mehr auf einem Planeten zu landen, und in der Tat zieht der Astronaut Taylor diese Möglichkeit in Erwägung, während er im Orbit schwebt. Und doch ist es gerade diese Schwerkraft, die Gravitation, die ihn wieder zurückzieht auf einen Planeten, auf den ``Planet der Affen'' wie er meint, in Wahrheit auf den ``Planet der Menschen'' wie sich zeigt. Was auf diesem Planeten geschieht, scheint schicksalhaft vorbestimmt, aber nicht durch höhere Mächte, sondern durch den Charakter der Lebewesen, die diesen Planeten bewohnen. Und doch können diese klugen Affen - die Menschen - nicht anders, als alles zu vernichten und damit ihren eigenen Ursprung zu annihilieren. Wer auf diesem Planeten landet, so weiß Taylor, als er in der Schluss-Sequenz von ``Rückkehr auf den Planet der Affen'' beim Versuch, die Zündung der Atomrakete zu verhindern, stirbt, wird unweigerlich in das Schicksal dieses Planeten verwickelt. Und lebend wird niemand diesen Planeten - genannt Erde - verlassen.

1Der Kuss zwischen der Captain Kirk auf der alten Enterprise und der farbigen Uhura löste 1968 unter Amerikanern kontroverse Diskussionen darüber aus, ob solche schlüpfrige Szenen zwischen Schwarz und Weiß überhaupt öffentlich gezeigt werden dürfen.

2 Horst Stern: Tiere zwischen Vermenschlichung und Vermassung, in: Horst Stern: Das Gewicht einer Feder, München 1997, 95


$Revision: 563 $ $Date: 2006-04-30 13:59:57 +0000 (Sun, 30 Apr 2006) $